Was Sie über Juist schon immer mal wissen wollten…
Moin zusammen,
nachfolgend widmen wir uns all dem, was Sie von uns Juistern schon immer wissen wollten! Das Tolle daran? Die Fragen werden von waschechten Juistern beantwortet. Was wir machen, wenn wir fertig sind mit dem Beantworten? Na hoffentlich gibt es kein „fertig“ und Sie stellen auch weiterhin fleißig all Ihre Fragen! Nur Mut, nicht umsonst sind die Zettelchen anonym, wir freuen uns über Fragen jedweder Art, frei nach dem Motto: Es gibt keine dummen Fragen…
„Wieso haben wir Juister nur 4 Wochen Ferien?“
Um auf die Frage mit den vier Wochen Ferien einzugehen: Damit sind die Juister Sommerferien gemeint. Die betragen tatsächlich nur vier Wochen und nicht wie die allgemeinen Sommerferien in Niedersachsen sechs Wochen. Das liegt daran, dass die Juister stattdessen im Herbst anstelle von zwei Wochen, drei Wochen frei haben. Zusätzlich erhalten sie im Februar zum Halbjahresende nochmal für zwei Wochen „Winterferien“. Dafür wird dann zu Ostern wieder eine Ferienwoche abgezogen.
Und warum jetzt dieses ganze Hin- und Her? Ganz einfach aus dem Grund, weil zu Ostern sowie in den Sommerferien auf der Insel Hochbetrieb herrscht und die Eltern der Inselkinder gar keine Zeit haben um mit ihnen in den Urlaub zu fahren. Fast alle Menschen, die auf der Insel wohnen und arbeiten, haben direkt oder indirekt etwas mit den Gästen zu tun. Sobald die Insel sich füllt, steht also auch Arbeit an. Die meisten Familien fahren daher in den Herbst- oder Winterferien in den Urlaub, wenn es auf Juist ruhiger zugeht und die Arbeit weniger wird.
„Wenn eine Frau in den Wehen liegt, und ein Baby erwartet, wird man dann mit Heli ins Krankenhaus geflogen oder gibt es nur Hausgeburten?? Oder sollte man vorher aufs Festland ins Krankenhaus?“
Früher, sprich vor mehr als vierzig Jahren wurden die meisten Babys noch direkt per Hausgeburt auf Juist geboren. Das ging viele Jahre so, denn zu den Zeiten befand sich eine gelernte Hebamme auf der Insel, die die Frauen bei der Geburt unterstützte. 1977 ging Heidi Freese in Rente und Geburten finden seitdem meistens auf dem Festland statt.
In der Regel fahren die werdenden Mütter einige Tage vor dem errechneten Geburtstermin auf das Festland. Dort bleiben sie bei Verwandten/Freunden oder mieten sich eine Ferienwohnung und warten auf die Geburt. Manche Kinder haben es jedoch sehr eilig, auf diese Welt zu kommen. Sollten die Wehen spontan/zu früh einsetzen, wird der Rettungshubschrauber oder das Rettungsboot aktiv. Die Schwangere wird dann samt Notarzt auf das Festland gebracht. Die Hubschrauber fliegen meist das nächstgelegene Krankenhaus mit Entbindungsstation, z.B. Aurich oder Emden an. Bis vor einigen Jahren gehörte auch das Krankenhaus auf Norderney dazu. So gibt es tatsächlich einige Juister, die auf Norderney geboren sind (Was es natürlich gut zu verstecken gilt, denn wer will schon von sich sagen, zur Hälfte Norderneyer zu sein?!)
„Gibt es ein Röntgengerät auf der Insel?“
Angesichts der recht kleinen Insel sind unsere Juister Ärzte schon ziemlich gut ausgestattet, ein Röntgengerät besitzen sie jedoch nicht. Und auch die Rettungswache hat keines. Bei einem Verdacht auf Knochenbruch heißt es deshalb grundsätzlich: „Ab aufs Festland.“ Beim nächsten Arzt oder Krankenhaus mit entsprechender Ausstattung kann dann eine genaue Diagnose gestellt werden.
Wo wir schon mal bei dem Thema „medizinische Versorgung auf der Insel“ sind, hier noch etwas Wissenswertes:
Vieles, was die Hausärzte auf dem Festland machen, ist auch auf der Insel möglich. Wenn auch in anderer Form: So können Blutabnahmen nicht jederzeit stattfinden und bei der Terminwahl muss der Fährplan stets im Blick behalten werden. Schließlich dürfen die Blutproben nicht zulange unterwegs sein, sondern müssen noch am selben Tag in einem vorgegebenen Zeitfenster das Labor auf dem Festland erreichen. Dadurch dass sie nicht immerzu, sondern nur alle paar Wochen stattfinden, sind die Blutabnahmen auf der Insel auch mit einem frühmorgendlichen Insulanertreff zu vergleichen. Von jung bis alt sammelt man sich pünktlich um 08:30 Uhr im Praxisgebäude und wird der Reihe nach aufgerufen. Bis man dran ist wird geschnackt und der neueste Dorftratsch ausgetauscht.
„Ist die Juister Feuerwehr mit Geräten zur technischen Hilfeleistung bei Verkehrsunfällen ausgestattet?“
Bei dieser sehr spezifischen Frage haben wir unseren Gemeindebrandmeister Ahrend Janssen-Visser, unter dem Namen „Bröri“ bekannt, zu Rate gezogen:
„Ja, die Juister Feuerwehr ist glücklicherweise sehr gut ausgestattet und besitzt sowohl eine hydraulische Schere als auch einen Spreizer.“
Diese Geräte werden auf dem Festland oftmals benötigt, um eingeklemmte Personen aus Autos zu befreien. Mit einem Spreizer lassen sich Fahrzeuge anheben, auch Autotüren o.ä. können damit geöffnet werden. Eine hydraulische Schere schneidet fast mühelos durch hartes Material wie Stahl oder Beton.
Aber wozu werden diese technischen Hilfsmittel denn auf einer autofreien Insel benötigt? Auch dazu weiß Bröri eine Anwort: „Der Grund ist tatsächlich der Flugverkehr, denn das Starten und Landen eines Flugzeuges beinhaltet immer auch ein gewisses Restrisiko. Für den Fall, dass der Flieger abstürzt und die Insassen eingeklemmt werden, ist die Juister Feuerwehr gut gerüstet. Natürlich mag keiner darauf hoffen, dass ein solcher Fall eintritt, aber es ist immer besser, gewisse Dinge zu haben, als sie zu brauchen.“
Passend dazu hatte Bröri auch noch eine spannende Geschichte parat: „Vor einigen Jahren wurde bei einem Flugzeugabsturz auf Wangerooge der Pilot im Flieger eingeklemmt. Das allein ist schon schlimm genug. Aber es wurde noch schlimmer, weil der Wangerooger Feuerwehr eben genau diese technischen Hilfsmittel fehlten! Da Spreizer und hydraulische Schere erst umständlich eingeflogen werden mussten, kam es zu einer Verzögerung bei der Menschenrettung. Ein solches Szenario möchte die Juister Feuerwehr jedenfalls vermeiden, und deshalb wurde beim Kauf des letzten Einsatzfahrzeuges auch auf diese Ausrüstungsgegenstände besonderen Wert gelegt.“
Glücklicherweise kamen die Geräte noch nicht im Ernstfall zum Einsatz, aber es ist doch sehr beruhigend, zu wissen, dass eine kleine Inselwehr auch bei großen Unfällen nicht zur Untätigkeit gezwungen ist und schnell handeln kann.
„Kennen sich wirklich alle Juister?“
Puh – das ist tatsächlich gar nicht so leicht zu beantworten! Vorab müsste man genauer definieren, wer Juister sind. Dazu gibt es ganz unterschiedliche Meinungen und wir wollen und können uns nicht anmaßen, das festzulegen.
Wir ändern die Fragestellung daher ein wenig und überlegen, ob sich alle Menschen, die auf der Insel leben, untereinander kennen.
Laut Einwohnermeldeamt sind offiziell 1.542 Einwohnerinnen und Einwohner auf Juist gemeldet. (Stand: Dezember 2023). Ehrlich gesagt, können wir keine entsprechende Liste mit den Namen dieser 1.542 Menschen erstellen. Und selbst, wenn wir eine solche Liste hätten, was natürlich aus Datenschutzgründen unmöglich ist, würden wir nicht alle Namen kennen.
Bleibt noch der zweite Teil der Fragestellung offen: Ab wann „kennt“ man sich eigentlich?!
Früher, vor ca. 30 bis 40 Jahren, kannte fast jeder jeden persönlich und wahrscheinlich konnten viele sogar die verwandtschaftlichen Verhältnisse korrekt zuordnen.
Heute ist das anders. Man könnte meinen, man kenne alle vom Sehen. Dem ist aber nicht so. Einige kennt man mit Namen, hat aber noch nie miteinander gesprochen, andere wiederum grüßt man täglich, kennt jedoch ihren Namen nicht.
Manchmal kommt es sogar vor, dass man Menschen kennenlernt, die schon seit etlichen Jahren auf der Insel leben, obwohl man sie zuvor noch nie gesehen hat.
Wir haben uns jetzt die Köpfe heiß geredet, wie viele Menschen wir schätzungsweise „kennen“ und schwanken zwischen 70 und 90 Prozent.
Die Antwort ist also ganz klar: Nein, es kennen sich nicht alle Juister.
„Gibt es Haie auf Juist?“
Tatsächlich schwimmen in der Nordsee um die Insel herum einige Haiarten. Da gibt es zum einen den kleinen, hübsch gescheckten Katzenhai, der lediglich eine Gesamtlänge von maximal einem Meter erreicht. Zum anderen leben vor Juist auch Hundshaie und die können sogar bis zu zwei Meter lang werden.
Diese beiden Haiarten sind in der Nordsee tatsächlich dauerhaft ansässig. Darüber hinaus gibt es noch diverse andere Haiarten, die die Nordsee auf ihren Wanderungen durchkreuzen. In der Regel begegnet man ihnen aber nicht, denn sie schwimmen weiter draußen, etwa in Höhe der Windkraftanlagen, die sie beim Strandspaziergang am Horizont entdecken können.
Sie müssen sich also keine Sorgen machen, dass einer von denen mal neben Ihnen auftaucht. Das einzige größere Meerestier was evtl. während des Schwimmens neben Ihnen erscheint, ist ein Seehund oder eine Kegelrobbe.