Millionen Kinder sind betroffen
Fast jeder von uns kennt mindestens ein Verschickungskind. Vater, Mutter, Onkel, Tante, Geschwister oder gar selber. Die Verschickungsmaßnahmen waren vor allem zur gesundheitlichen Stärkung gedacht, um die Kinder aufzupäppeln. Aus einer gut gemeinten Motivation heraus wurden die Kinder in den Nachkriegsjahren bis in die 1990er Jahre hinein für sechs Wochen zur Erholung verschickt. Fern der Heimat, ohne jegliche Bezugsperson und ohne Kontakt zu Eltern oder Verwandten sollten sie sich erholen. Der Erfolg einer Kur wurde ausschließlich an der Gewichtszunahme und den rosigen Wangen zufrieden festgestellt, psychische Entwicklungen der Kinder spielten dabei keine Rolle, Wesens- oder Verhaltensänderungen nach der Kur blieben völlig außer Acht.
Einblicke in das pädagogische Denken
„Das war damals halt so“ hört man häufig, wenn über widrige Verhältnisse aus vergangenen Zeiten gesprochen wird. Auch in den Kinderkuren wurden über Jahrzehnte strenge Erziehungsmethoden angewandt, die heute bei uns auf Unverständnis stoßen. Kontrolle und Disziplin beherrschten den Alltag in den Kindererholungsheimen. Mit Schrecken hören wir Erfahrungsberichte ehemaliger Kurkinder. Warum wurde den Kindern nicht geholfen? Und warum konnte sich das System über so lange Zeit halten?
Vortrag von Johanna Goecke

Johanna Goecke, Studentin (M.A.) im Bereich Erziehungswissenschaften hat sich mit diesem Thema auseinandergesetzt. Durch eine Kooperation mit dem Inselmuseum Juist war es ihr möglich, ihre Bachelorarbeit zu dem Thema „Verschickung – Einblicke in das pädagogische Denken und dessen Umsetzung“ mit dem Fokus auf Juist zu erstellen.
In einem spannenden Vortrag gibt Frau Goecke uns Einblicke in das pädagogische Denken und dessen Umsetzung in den zahlreichen Kinderkureinrichtungen. Gerne kann sich daran eine Diskussion zu dem Thema anschließen. Sie haben außerdem Gelegenheit, die diesjährige Sonderausstellung „Kinderkur auf Juist – Heimweh inklusive“ zu besuchen.
Wann: Donnerstag, 11.09.2025 und 25.09.2025, Einlass ab 19:00 Uhr, Vortrag um 19:30 Uhr
Wo: im Foyer des Inselmuseum Juist
Dauer: Vortrag ca. 45 Minuten zzgl. Besuch der Sonderausstellung „Kinderkur auf Juist – Heimweh inklusive“
Freier Eintritt – eine Spende für den Förderverein Inselmuseum e.V. ist jederzeit willkommen. Danke.