Erholung am Meer – Heimweh inklusive
Millionenfach wurden sogenannte Verschickungskinder in ganz Deutschland zur Erholungskur entsandt. Jahrzehntelang dauerte diese Praxis an. Unsere diesjährige Sonderausstellung befasst sich mit dem Thema. Auch auf Juist gab es etliche solcher Kinderkureinrichtungen. Wir haben sie hier in der Reihenfolge ihrer Entstehung aufgelistet.

Erstes Kinderheim auf Juist
Bereits 1899 öffnete das von den Schwestern Elizabeth und Emilie Tilemann gegründete Kinderheim seine Pforten.
Adresse: Hugo-Droste-Straße 1 – 2
von 1899 – 1984
Betreiber: Emilie/Elisabeth Tilemann
Anzahl Plätze: ca. 80
Nutzung heute: Gebäude wurde 1985/88 abgerissen, Neubau von Ferienwohnungen/Zweitwohnungen
Eigene Milchkühe und zahlreiche Hühner
Die Schwester Else und Annie Günther gründeten 1911 das Kinderheim Günther. Sie warben in ihrem Prospekt mit fachlicher Kompetenz, war doch Else Günther geprüfte Kindergärtnerin und Annie Günther Lehrerin. Die angepriesene gute Verpflegung war durch eigene Milchkühe und zahlreiche Hühner gesichert.
Adresse: Wilhelmstraße 39
von 1911 bis 1968
Betreiber: Geschwister Günther (später Weinrank)
Anzahl Plätze: ca. 40
Nutzung heute: Terassensaal und Wohnhaus der ev. luth. Kirchengemeinde


Von den Clemensschwester geleitet
Die Clemensschwester aus Münster leiteten das Kinderheim der Stadt Münster. Das Josefsheim am Janusplatz wurde übrigens auch von den Clemensschwestern geführt, diente jedoch als Ferien- und Erholungsheim für Kirchenangehörige.
Adresse: Carl-Stegmann-Straße 3 (Mädchenheim)
Carl-Stegmann-Straße 21 (Knabenheim)
Betreiber: Stadt Münster
von 1921 bis 1981
Anzahl Plätze: ca. 85
Nutzung heute: Ferien-/Zweitwohnungen, die ehemalige Liegehalle (rechts im Bild) wurde abgerissen, dort entstand in den 1980er Jahren ein Neubau mit Ferien-/Zweit-wohnungen
Vom Hotel zum Kinderheim
Das Hotel Deutsches Haus wurde bereits 1922 vom Landkreis Unna erworben und als Kindererholungsheim betrieben. Am Kauf beteiligt waren die Stadt Unna und die umliegenden Kommunen.
Adresse: Wilhelmstraße 27
Betreiber: Stadt/Landkreis Unna
von 1923 bis 1968
Anzahl Plätze: 60/120
Nutzung heute: Abbruch und Neubau Saling-Häuser 1969, Ferien-/Zweitwohnungen


Heim(at?) inmitten der Dünen
Im Jahr 1928 startete das Kinderheim unter der Leitung von Nanna Cremer, welche für ihre fortschrittlichen Ideen bekannt war. Dank ihr wurde der Kuralltag durch Musik, Tanz, Spiel und Theater bereichert.
Adresse: Dünenstraße 15 a
Betreiber: Privatkinderheim der inneren Mission, Hospizgesellschaft Dahlem, Ev. Johanneswerk
von 1928 bis 1981 (wechselnde Betreiber)
Anzahl Plätze: ca. 45/60
Nutzung heute: Ev. luth. Kirchengemeinde Juist (altengerechte Wohnungen)
Das erste Standbein
Nanna Cremer gründete das Kinderheim Weberhof 1935. Neben den Kinderkuren, die damals nur im Sommer stattfanden, wurde eine Weberei als „zweites Standbein“ eingerichtet. Damit konnten ganzjährig Einnahmen generiert werden. Nach dem 2. Weltkrieg kamen weitere Werkstätten wie Töpferei und Silberschmiede hinzu. i rich wurde dort Kunsthandwerk ausgeübt wie Töpfern und Weben.
Adresse: Dünenstraße 14
Betreiber: Nanna Cremer
von 1935 bis 1965
Anzahl Plätze: ca. 50
Nutzung heute: Ferienwohnung/haus und Praxis für Lebenscoaching


Von den Bergen an die See
Das Kinderheim an der Billstraße wurde von der Bergwerksgesellschaft Hibernia gegründet. Es sollte vor allem Kindern der Bergwerksleute aus dem Ruhrgebiet eine Erholung an der Nordsee ermöglichen.
Adresse: Billstraße 24
Betreiber: Bergwerksgesellschaft Hibernia
von 1949 bis ca. 1966
Anzahl Plätze: ca. 40
Nutzung heute: Neubau Ferienwohnungen Billstraße 24
Erholung in der Theaterhalle
Das besondere an diesem Kinderheim ist definitiv, dass das Gebäude zuvor als Theaterhalle der Schule am Meer fungierte.
Adresse: Loogster Pad 23
Betreiber: Ev. Johanneswerk
von 1950 bis ca. 1985
Anzahl Plätze: ca. 90
Nutzung heute: Jugendherberge DJH


Von Otto Leege gebaut
Das Kinderheim Dr. Hoffmeyer wurde vom damaligen Inselarzt gegründet. Das Haus hat eine interessante Vorgeschichte: Hier wohnte viele Jahre der Naturschützer Dr. Otto Leege. Er wird auch als Vater des Memmert bezeichnet, da er sich hier um den Naturschutz sehr verdient gemacht hat. Er war ab 1882 Schulleiter auf Juist und führte auch das Postamt, weshalb das Haus sinnigerweise Villa Postale genannt wurde. Nach der Schließung des Kinderkurheims wurde das Haus von 1964 bis 1984 als Kinderheim Mutter Eva geführt.
Adresse: Wilhelmsstraße 2
von 1953 bis 1963
Betreiber: Dr. Hoffmeyer
Anzahl Plätze: ca. 50/40
Nutzung heute: Ferien- und Gästehaus Mutter Eva der ev. Jugendhilfe Friedenshort GmbH
Erst Kinderheim, dann Kindergarten
Im Loog gelegen, hielten sich in diesem Gebäude zunächst Kurkinder auf, später diente es für viele Jahre als Kindergarten und beherbergte die Insulanerkinder.
Adresse: Hammerseestraße 31
Betreiber: Palitza/ Schneider
von 1957 bis 1977
Anzahl Plätze: ca. 40
Nutzung heute: Verkauf an Inselgemeinde Juist, Nutzung als Kindergarten von 1978 bis 2015, Abriss 2018 und Neubau von Ferienwohnungen


Erst Kinderheim, dann Loogster Hus
Die Frauen Ilse Hoeborn und Irma Suhl betrieben das Kinderkurheim am Meer. Da es noch keinen Kindergarten gab, betreuten sie auch oft auf die Insulanerkinder während der Saison.
Adresse: Hammerseestraße 13
Betreiber: Höhborn/Suhl
von 1951 bis 1958
Anzahl Plätze: ca. 40
Nutzung heute: Verkauf an Inselgemeinde Juist, Nutzung als Loogster Hus und Gastronomie